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Eine Liebeserklärung an die Brieffreundschaft

26. Juni 2021

Brieffreundschaft

Früher gang und gäbe, heute hat sie eher Seltensheitswert – die gute alte Brieffreundschaft.

Heutzutage verschickt man Neuigkeiten und Nachrichten in Sekundenschnelle. Am Smartphone kann man lesen und schreiben, wann und wo man möchte. Wer denkt da noch an das altmodische „Briefe schreiben“?

Einen Stift und Papier in die Hand zu nehmen ist heute mega-out. Wenn es ganz übel kommt, fühlt man sich auch noch in die Schulzeit zurückversetzt. Schreiben ist anstrengend, es erfordert Konzentration und schnell tut das Handgelenk weh.

Warum nicht Brieffreundschaft online?

Warum nicht schnell eine Whatsapp-Nachricht schreiben oder kurz auf Facebook oder Twitter eine Nachricht hinterlassen? Aber ist das wirklich das Gleiche? Kann eine Online-Nachricht mit gefühlt 1000 Emojis so viele Gefühle transportieren wie ein handgeschriebener Brief?

Eine Brieffreundschaft zu pflegen erfordert Geduld – die Post ist lange unterwegs und poppt nicht sofort am Smartphone auf. Für manche mag es genau das sein, was einen „normalen“ Brief so unattraktiv macht – aber es gibt durchaus Gründe, warum genau diese Langsamkeit ihre Berechtigung hat!

Lenja-Brieffreundschaft

Viele von uns, die heute Mitte 40 oder 50 Jahre alt sind, hatten zu ihrer Schulzeit eine oder mehrere Brieffreundschaften (in meinem Fall waren es drei – aus Frankreich, England und Japan). Es war immer spannend, wenn einer dieser bunten Umschläge mit völlig fremden kunterbunten Briefmarken ins Haus flatterte. Es war mein Tor zur weiten Welt, das irgendwann sogar darin gipfelte, meine Brieffreunde in real zu treffen – wenn auch „nur“ diejenigen aus Frankreich und England, nicht die aus Japan. Natürlich war die Idee meiner damaligen Lehrer hinter der ganzen Aktion, dass die jeweiligen Sprachen erprobt und geübt werden – aber das war mir damals nicht wichtig, ich wollte wissen, wie meine Freunde in anderen Ländern leben, was ihre Hobbies sind, was sie denken und erleben.

Perspektiven aus aller Welt

Dieses Gefühl, über den Tellerrand zu schauen, sich in andere Menschen hineinzudenken und völlig entschleunigt einem Freund / einer Freundin zu schreiben und die Person immer mehr kennenzulernen – das ist auch heute noch unbezahlbar.

Ich freue mich riesig, dass wir immer mehr junge Menschen für Brieffreundschaften mit „unseren“ Schülern aus Uganda, Namibia und Mauretanien begeistern können. Ganz viele schreiben mit der Hand, malen Bilder und geben sich ganz viel Mühe, die Briefe als etwas Besonderes zu gestalten.

Vielleicht ist es gerade diese „altmodische“ Art zu kommunizieren, die anzieht. Ich denke, man sieht mir die Freude an den Briefen an, die nun nach Afrika gehen!

Ich freue mich tatsächlich über jeden einzelnen Brief, weil ich weiß, was diese Briefe beim Empfänger auslösen werden!

Anna-Brieffreundschaft
Clementine-Brieffreundschaft