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“Freiwillige” Schulgebühren

21. Februar 2021

Gruppenfoto-Penduka

Wer kennt es nicht aus den Erzählungen von Eltern oder Großeltern: im Nachkriegs-Deutschland musste man in die Schule, ins Kino oder in die Tanzschule Holz oder Briketts mitbringen. Zusätzlich zum Eintrittsgeld, versteht sich…

Das ist lange her. Trotzdem gibt es dieses System, dass man für das Funktionieren von öffentlichen Räumen selber zuständig ist, noch immer. Oder wieder. Nicht bei uns, aber in Namibia.

Jedes Jahr im Januar kümmert sich Peacemaker, unser Education Manager in Namibia, um die Schulgebühren, neue Schuluniformen, Rucksäcke, Hefte, Bücher und Stifte für alle Schüler im Programm.  In Namibia beginnt das neue Schuljahr normalerweise im Januar, Corona-bedingt heuer erst im Februar.

Für Familien, die in Katutura leben, ist der Januar grundsätzlich der schwierigste Monat des ganzen Jahres. Das liegt am Beginn des Schuljahres und den damit verbundenen Kosten. Die Uniform beträgt je nach Schule 25.-€ bis 35.-€. Dazu kommt Schreibmaterial in Höhe von 35.-€. Nicht zu vergessen die Schulgebühren. Diese variieren je nach Schule und Schulstufe. Das sind Beträge zwischen 15.-€ und 65.-€ für das Jahr.

Was sind ``Freiwillige Schulgebühren``?

Neu ist, dass heuer von fast allen Schulen zusätzlich eine „Contribution Fee“ verlangt wird, meist mit dem Zusatz „Voluntary“. Übersetzt bedeutet das „ Freiwilliger Beitrag“. Natürlich wollten wir wissen, was sich dahinter verbirgt – zumal das mit der Freiwilligkeit so eine Sache ist…
Niemand konnte uns das so genau beantworten. Manche Schulen verlangen einen Beitrag für die Wartung des Schulbusses, andere erklären die Zusatzgebühren mit der Finanzierung von Gebrauchsartikeln für die Schüler. Der Betrag muss bezahlt werden, sonst darf das Kind die Schule nicht besuchen.

So weit, so gut. Aber dann sei uns die Frage erlaubt, warum zusätzlich zu den Schulgebühren, der Schuluniform und der „Contribution Fee“ jedes Kind am ersten Schultag auch noch Toilettenpapier, Taschentücher und Putzmittel mitbringen muss.

Schulgebühren

Wer kann sich das leisten?

Wir sprechen hier von öffentlichen Schulen, die Kinder in unserem Förderprogramm sind nicht auf superteuren Privatschulen. Also sollte man meinen, dass der Staat für die Kosten von Toilettenpapier und Putzmitteln aufkommt und dass die sowieso schon erhobenen Schulgebühren die Kosten pro Schüler und Schülerin decken.

Wenn wir uns die Beträge anschauen, die von den Schulen verlangt werden, ist das in unseren Augen vielleicht nicht viel Geld. Aber für die Menschen in Katutura ist das ein sehr großer Betrag, der zur Unzeit erhoben wird, wenn die Familien sowieso schon am Limit mit der finanziellen Belastung für ihre Schulkinder sind. Dieses Geld fehlt dann an anderer Stelle, z.B. für Kleidung oder Essen. Manche Familien werden vermutlich nicht alle Kinder in die Schule schicken können.

Stationary und Schulgebühren

Dieses Problem haben „unsere“ Schulkinder nicht.
Für unsere Kids wurden die Schulgebühren und Sondergebühren bezahlt und somit steht einem Start ins neue Schuljahr nichts mehr im Weg.

Das ändert nichts an der Tatsache, dass Schulgebühren insgesamt in den Ländern des Globalen Südens eine Katastrophe für Eltern und Schüler sind. In Namibia wurden sie vor einigen Jahren abgeschafft, dann allerdings wieder eingeführt und nun auch noch durch „Voluntary Contribution Fees“ und Sachleistungen ergänzt!